Wallfahrtsgeschichte
In der unglückseligen Zeit der Glaubensspaltung vor mehr als 400 Jahren holte man an vielen Orten zum Leidwesen aller gutgläubigen Christen die schönen Heiligen in Holz und Stein aus den Kirchen und Kapellen und zerschlug oder verbrannte sie. War es an einem See oder Fluß, so wurden sie kurzerhand ins Wasser geworfen.
In jenen Tagen - so erzählt die alte Überlieferung - kam ein Glasträger aus dem Sörenberg an den Brienzersee. Er hatte in den Dörfern des Oberlandes seine zerbrechliche Last abgegeben und war auf dem Heimweg. Da sah er auf den Wellen des Sees eine schöne Muttergottesstatue treiben. Das der Mutter Gottes angetane Unrecht tat im weh, und er zog das heilige Bild ans Land und nahm es über Nacht in seine Hütte. Dann trug er es mit vieler Mühe über das Rothorn nach Sörenberg. Der gute Mann war mit der kostbaren Bürde glücklich dorthin gelangt, wo früher eine alte Säge und ein "Helgenstöcklein" standen und wo im Jahre 1910 der große Bregsturz niederging. Dort machte er Rast. Als er wieder aufbrechen wollte, um das Heiligenbild nach der Hirsegg, wo er daheim war, zu bringen, war die Last zu schwer, er selber zu müde, und der Abend sank ins Tal. Im Helgenstöcklein, das Raum genug bot, stellte er die Muttergottes ein - nach einem andern Bericht war es ein hohler Ahorn.
Wie erstaunt war der Glasträger, als er am andern Morgen die Muttergottes dort nicht mehr fand, wohl aber an dem Platz, wo heute die Kirche steht. Niemand wußte, wie das geschehen war. Die Leute von Sörenberg brachten die Statue wieder in das Helgenstöckchen bei der Säge. Doch des andern Tages stund sie wieder am gleichen Ort wie gestern, und das wiederholte sich noch manchen Morgen. Dies gab den Anlaß zum Bau der ersten Sörenberger Kapelle mitten im Alpengebiet um den Emmensprung. Im Jahr 1661 wurde sie vollendet, ein kleines Kirchlein, das durch Jahrhunderte ein Gnadenort der Mutter Gottes war. Von weither, namentlich auch aus dem Amte Entlebuch, kamen zahlreiche Wallfahrer. Von dem Gnadenbild, im stillen, schönen Hochtal fanden ungezählte Pilger Frieden, Trost und Erhörung. Weil das Kapellchen alt und baufällig war, baute man im Jahr 1825 die heutige Kirche; das Gnadenbild versetzte man damals, wohl um es allen besser sichtbar zu machen an die Kirchenfront unter den Dachgiebel. Hier war aber doch nicht der rechte Ort. Darum wurde es bei der Restauration der Kirche im Jahr 1920 selber auch würdig und schön erneuert und auf den Hochaltar gestellt. Da hat die Muttergottes von Sörenberg ihren Ehrenplatz. Von dem Gnadenbild geht wie in langen, alten Zeiten auch heute viel Segen aus. Dankschreiben von überallher bezeugen es. Eine ganz besondere Fügung Gottes war aber die Gründung des Kirchleins selber. Wäre die erste Kapelle und die Kirche bei der Säge errichtet worden, so hätte sie der Bergsturz von 1910 verschüttet und begraben.
Mögen recht viele andächtige Pilger hierher zur Mutter der Gnade ziehen.
Wallfahrtsgebet
Heiligste Jungfrau und glorwürdigste Mutter Gottes Maria! Du bist uns Menschen allzeit in mütterlicher Liebe zugetan. Darum kommen wir zu dir mit kindlichem Vertrauen; wir verehren, loben und preisen dich, o Mutter der Gnade, in der Herrlichkeit des Himmels und in diesem heiligen Bildnis auf Erden, und wir richten an dich in Demut und Vertrauen die herzliche Bitte: Erlange uns von deinem göttlichen Sohn Verzeihung aller Sünden und Strafen, Hilfe in aller Not, Mut und Stärke in Kampf und Leiden, Hoffnung und Vertrauen in allen zeitlichen und ewigen Sorgen. Erbitte uns Wille und Kraft zu einem tugendhaften Leben, Beharrlichkeit im Guten und ein glückliches Sterben. Durch Jesus Christus, deinen göttlichen, allerliebsten Sohn, der dich allhier glorreich gemacht hat. Amen.
Vater unser. Gegrüßt seist du, Maria.
Mit kirchlicher Druckerlaubnis
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