Donnerstag, Juni 25, 2009
Sonntag, Juni 21, 2009
Unsere Liebe Frau von Oberdorf, Solothurn
Aufnahmen von Heinz Hongler, Ostermundigen (16.6.2009)
Das alte Oberdörfer Wallfahrtslied:
1. Gegrüsst seist Du, Himmelskönigin,
Maria, Jungfrau rein.
Bist aller Bedrängten Trösterin
Für uns zu jeder Zeit.
Du bist viel schöner als der Mond und heller glänzend als die Sonn
für uns, für uns, für uns.
2. Du bist hell glänzend schön und klar
nicht nur an Gottes Thron,
sondern auch bei uns immerdar
mit Jesus deinem Sohn.
Denn, wer Dich ruft wird oft getröstet
und von Satans Ketten erlöst
durch dich, durch dich, durch dich.
3. Wie bist Du schön und gnadenreich
hier in Oberdorf.
Wer Hilfe sucht, den erhöhst Du gleich
an diesem Gnadenort.
So viele fromme Kinder Dein
besuchen Dich o Helferin
all hier, all hier, all hier.
4. Ganz hilf - wunderreich
bist Du an diesem Ort.
So bezeugt klein und gross,
dass hier Dein Gnadenhort.
Das ganze Land verehrt Dich hoch
und täglich vermehrt sich die Andacht
allseits, allseits, allseits.
5. Wie schön und zierlich bist Du da
in dieser Kapelle allezeit.
Viele Tausende besuchen Dich ja,
mit grösster Herzensfreud.
Keinem schlägst Du Deine Hilfe ab,
der Dich mit Vertrauen bittet
um Gnad, um Gnad, um Gnad.
6. Du schenkst uns, allen wohl bekannt,
in diesem marianischen Haus
sogar den heiligen Rosenkranz,
der hier gebetet wird.
Trostreich ist diese Bruderschaft
und unvergleichlich ihre Kraft
an Seel, an Leib, an Seel.
7. Viele Wunderzeichen sind bekannt
von allen Orten her.
Das jeder Kranke Hilf erlangt,
der sie mit Ernst begehrt.
Kein Sünder geht ohne Trost fort,
der seine Zuflucht sucht
bei Dir, bei Dir, bei Dir.
8. So kommt nun alle von nah und fern
von Stadt und Land hierher.
Die Gnade wirkt an diesem Ort,
weil alle Hilf und Trost erfahrn.
Die Mutter der Barmherzigkeit,
ist Beschützerin im letzten Streit
am End, am End, am End.
AMEN
Das alte Oberdörfer Wallfahrtslied:
1. Gegrüsst seist Du, Himmelskönigin,
Maria, Jungfrau rein.
Bist aller Bedrängten Trösterin
Für uns zu jeder Zeit.
Du bist viel schöner als der Mond und heller glänzend als die Sonn
für uns, für uns, für uns.
2. Du bist hell glänzend schön und klar
nicht nur an Gottes Thron,
sondern auch bei uns immerdar
mit Jesus deinem Sohn.
Denn, wer Dich ruft wird oft getröstet
und von Satans Ketten erlöst
durch dich, durch dich, durch dich.
3. Wie bist Du schön und gnadenreich
hier in Oberdorf.
Wer Hilfe sucht, den erhöhst Du gleich
an diesem Gnadenort.
So viele fromme Kinder Dein
besuchen Dich o Helferin
all hier, all hier, all hier.
4. Ganz hilf - wunderreich
bist Du an diesem Ort.
So bezeugt klein und gross,
dass hier Dein Gnadenhort.
Das ganze Land verehrt Dich hoch
und täglich vermehrt sich die Andacht
allseits, allseits, allseits.
5. Wie schön und zierlich bist Du da
in dieser Kapelle allezeit.
Viele Tausende besuchen Dich ja,
mit grösster Herzensfreud.
Keinem schlägst Du Deine Hilfe ab,
der Dich mit Vertrauen bittet
um Gnad, um Gnad, um Gnad.
6. Du schenkst uns, allen wohl bekannt,
in diesem marianischen Haus
sogar den heiligen Rosenkranz,
der hier gebetet wird.
Trostreich ist diese Bruderschaft
und unvergleichlich ihre Kraft
an Seel, an Leib, an Seel.
7. Viele Wunderzeichen sind bekannt
von allen Orten her.
Das jeder Kranke Hilf erlangt,
der sie mit Ernst begehrt.
Kein Sünder geht ohne Trost fort,
der seine Zuflucht sucht
bei Dir, bei Dir, bei Dir.
8. So kommt nun alle von nah und fern
von Stadt und Land hierher.
Die Gnade wirkt an diesem Ort,
weil alle Hilf und Trost erfahrn.
Die Mutter der Barmherzigkeit,
ist Beschützerin im letzten Streit
am End, am End, am End.
AMEN
Wallfahrtskirche Oberdorf, Solothurn
Aufnahmen von Heinz Hongler, Ostermundigen (16.6.2009)
Klicken Sie hier, um die Glocken von Oberdorf zu hören!
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Die Wallfahrtskapelle Heiligkreuz auf Bernrain
Über Kreuzlingen-Emmishofen, in Waldesnähe, an der Gabelung der Bernrain- und Brunnenstraße, steht die Kapelle Bernrain. Sie gehört mit ihrer 600jährigen Vergangenheit zu den ältesten Bauwerken von Kreuzlingen. Die Kapelle ist kein totes Mauerwerk, sie ist vebunden mit menschlichem Leben und einem interessanten und vielseitigen "Lebenslauf". Diese wechselvolle Geschichte gab der Kapelle verschiedene Namen: Wallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz, Heiligenkreuzpfründe Bernrain, Heiligkreuzkapelle, Kapelle ad sanctam crucem thaumaturgicam (zum wundertätigen Kreuz), Filialkirche von St. Stephan Konstanz, Schlachtenkapelle Schwaderloh, Pfarrkirche Bernrain, Pfarrkirche Emmishofen, St. Konradskirchlein, Kreuzlinger Hochzeits- und Friedhofkapelle.
Im Mittelpunkt steht das Bernrainer-Kreuz, das, wie uns überliefert wird, zum Bau der Kapelle Anlass gegeben haben soll.
Die Geschichte wird in Sagenbüchern vielfach unter dem Titel: "Die Hand an Christi Nase", "Die Hand am Cruzifix", "Herrgott lass dich schneuzen", "Das Kruzifix von Bernrain", "Bernrainer Kind", "Denkmal einer Lästerung", "Wie die Kirche in Emmishofen entstand", erzählt. Grundgedanke ist, dass Freveltaten meist auf der Stelle wunderbar von der beleidigten Gewalt selbst meist hart bestraft werden. Die Bernrainer Geschichte ist wohl die einzige im Bodenseeraum, welche personifiziert, lokalisiert und sogar datiert ist. Die Überlieferung dürfte in der heutigen, verständlichen Fassung etwa so lauten:
In der Konstanzer Vorstadt Stadelhofen lebte einst ein richtiger Lausbub mit Namen Schappeler, der seiner armen Mutter viel Kummer und Sorgen beeitete. Daheim war er zu ordentlichen Arbeiten kaum zu gebrauchen. Die Mutter schickte ihn deshalb öfters in den Wald oberhalb Kreuzlingen-Emmishofen, um Holz für den Winter zu sammeln. Eine solche Beschäftigung sagte dem Tunichtgut ganz besonders zu, konnte er dabei doch nach Herzenslust im Wald von Schwaderloh herumstrolchen. Einmal, es soll am Tag der Heiligen Agnes, am 21. Januar 1384 gewesen sein, kamen Schappeler und seine Kumpanen auf ihrem Streifzug nach Bernrain. Sie warfen die gesammelten Holzbüschel zu Boden und ruhten sich beim dortigen Wegkreuz aus. Dem Schappeler wurde es schon bald zu langweilig. Das schlichte Kreuz mit der hölzernen Martergestalt des Heilands unter dem schützenden Dächlein hatte es ihm angetan. Er stellte sich vor das Kruzifix, griff dem Christusbild an die Nase, die ob der winterlichen Nässe einen Tropfen hangen hatte, und rief übermütig: "So Herrgott, lass dich einmal schneuzen, dann küss ich dich lieber!" Nach dieser Verhöhnung wurde er plötzlich bleich. Die andern Buben sahen, wie sich der Schappeler wand und alles versuchte, um seine Hand von der Nase loszubringen, was ihm aber nicht gelang. Voller Schreck rannten sie nach Konstanz zurück und erzählten aufgeregt, was beim Bernrainer Kruzifix geschehen sei. Schon bald bewegte sich eine Prozession mit Konstanzer Geistlichen und vielen Leuten vom Stadttor hinauf nach Bernrain. Als die Mutter ihren Buben so sah, kniete sie nieder und rief die Hilfe des lieben Gottes und der Mutter Maria an und versprach sieben Wallfahrten nach Einsiedeln. Plötzlich löste sich die Hand des Frevlers vom Kruzifix und alle waren von Freude und Dankbarkeit erfüllt. Diese eindrückliche Warnung, die dem Schappeler widerfahren war, besserte ihn nicht. Zwei Jahre später ließ ihm der Konstanzer Rat wegen Messerstecherei die Zunge herausschneiden und verbannte ihn auf Lebzeit aus der Stadt. Seit dieser Zeit nennt man einen ungeratenen Burschen "Bernrainer Kind".
Mittelpunkt der Bernrainer Kapelle und der Wallfahrt ist und bleibt das "Wunderkreuz", wie es von jeher benannt wird. Das Kreuz, an dem nach der Überlieferung der Frevel geschah, steht auf dem Tabernakel des Hochaltars. An dem 85 cm hohen Holzschaft hängt ein unproportionaler, 52 cm großer Christuskörper, dessen Haupt durch die Dornenkrone niedergedrückt wird. Die Arme, Spannweite 48,5 cm, scheinen zu lange und die Beine zu kurz geraten zu sein. Der Lendenschurz ist hell mit blauem Futter gemalt. Die Füße werden von einem Nagel gehalten, während das Fußbrett fehlt. Das Gesicht gibt die Ruhe nach überstandenem Todeskampf wieder.
Aus: Guido Nünlist, "Wallfahrtskapelle Heiligkreuz auf Bernrain - Eines der ältesten Bauwerke der Stadt Kreuzlingen".
Die 78-seitige, reich bebilderte Broschüre von Guido Nünlist, gedruckt 1988, kann zum Preis von CHF 15.-- bezogen werden beim Herausgeber: Guido Nünlist, Ribistrasse 29, CH-8280 Kreuzlingen oder beim Katholischen Pfarramt St. Stephan, Bernrainstrasse 8, 8280 Kreuzlingen.
Im Mittelpunkt steht das Bernrainer-Kreuz, das, wie uns überliefert wird, zum Bau der Kapelle Anlass gegeben haben soll.
Die Sage vom Wunderkreuz und dem Bernrainer Kind
Die Geschichte wird in Sagenbüchern vielfach unter dem Titel: "Die Hand an Christi Nase", "Die Hand am Cruzifix", "Herrgott lass dich schneuzen", "Das Kruzifix von Bernrain", "Bernrainer Kind", "Denkmal einer Lästerung", "Wie die Kirche in Emmishofen entstand", erzählt. Grundgedanke ist, dass Freveltaten meist auf der Stelle wunderbar von der beleidigten Gewalt selbst meist hart bestraft werden. Die Bernrainer Geschichte ist wohl die einzige im Bodenseeraum, welche personifiziert, lokalisiert und sogar datiert ist. Die Überlieferung dürfte in der heutigen, verständlichen Fassung etwa so lauten:
In der Konstanzer Vorstadt Stadelhofen lebte einst ein richtiger Lausbub mit Namen Schappeler, der seiner armen Mutter viel Kummer und Sorgen beeitete. Daheim war er zu ordentlichen Arbeiten kaum zu gebrauchen. Die Mutter schickte ihn deshalb öfters in den Wald oberhalb Kreuzlingen-Emmishofen, um Holz für den Winter zu sammeln. Eine solche Beschäftigung sagte dem Tunichtgut ganz besonders zu, konnte er dabei doch nach Herzenslust im Wald von Schwaderloh herumstrolchen. Einmal, es soll am Tag der Heiligen Agnes, am 21. Januar 1384 gewesen sein, kamen Schappeler und seine Kumpanen auf ihrem Streifzug nach Bernrain. Sie warfen die gesammelten Holzbüschel zu Boden und ruhten sich beim dortigen Wegkreuz aus. Dem Schappeler wurde es schon bald zu langweilig. Das schlichte Kreuz mit der hölzernen Martergestalt des Heilands unter dem schützenden Dächlein hatte es ihm angetan. Er stellte sich vor das Kruzifix, griff dem Christusbild an die Nase, die ob der winterlichen Nässe einen Tropfen hangen hatte, und rief übermütig: "So Herrgott, lass dich einmal schneuzen, dann küss ich dich lieber!" Nach dieser Verhöhnung wurde er plötzlich bleich. Die andern Buben sahen, wie sich der Schappeler wand und alles versuchte, um seine Hand von der Nase loszubringen, was ihm aber nicht gelang. Voller Schreck rannten sie nach Konstanz zurück und erzählten aufgeregt, was beim Bernrainer Kruzifix geschehen sei. Schon bald bewegte sich eine Prozession mit Konstanzer Geistlichen und vielen Leuten vom Stadttor hinauf nach Bernrain. Als die Mutter ihren Buben so sah, kniete sie nieder und rief die Hilfe des lieben Gottes und der Mutter Maria an und versprach sieben Wallfahrten nach Einsiedeln. Plötzlich löste sich die Hand des Frevlers vom Kruzifix und alle waren von Freude und Dankbarkeit erfüllt. Diese eindrückliche Warnung, die dem Schappeler widerfahren war, besserte ihn nicht. Zwei Jahre später ließ ihm der Konstanzer Rat wegen Messerstecherei die Zunge herausschneiden und verbannte ihn auf Lebzeit aus der Stadt. Seit dieser Zeit nennt man einen ungeratenen Burschen "Bernrainer Kind".
Mittelpunkt der Bernrainer Kapelle und der Wallfahrt ist und bleibt das "Wunderkreuz", wie es von jeher benannt wird. Das Kreuz, an dem nach der Überlieferung der Frevel geschah, steht auf dem Tabernakel des Hochaltars. An dem 85 cm hohen Holzschaft hängt ein unproportionaler, 52 cm großer Christuskörper, dessen Haupt durch die Dornenkrone niedergedrückt wird. Die Arme, Spannweite 48,5 cm, scheinen zu lange und die Beine zu kurz geraten zu sein. Der Lendenschurz ist hell mit blauem Futter gemalt. Die Füße werden von einem Nagel gehalten, während das Fußbrett fehlt. Das Gesicht gibt die Ruhe nach überstandenem Todeskampf wieder.
Aus: Guido Nünlist, "Wallfahrtskapelle Heiligkreuz auf Bernrain - Eines der ältesten Bauwerke der Stadt Kreuzlingen".
Die 78-seitige, reich bebilderte Broschüre von Guido Nünlist, gedruckt 1988, kann zum Preis von CHF 15.-- bezogen werden beim Herausgeber: Guido Nünlist, Ribistrasse 29, CH-8280 Kreuzlingen oder beim Katholischen Pfarramt St. Stephan, Bernrainstrasse 8, 8280 Kreuzlingen.
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Donnerstag, Juni 18, 2009
Unsere Liebe Frau von Oberdorf, Solothurn
Ursprung und Alter der Oberdorfer Wallfahrt sind nicht bekannt. Wurde sie von Lommiswil übernommen? Welches Gnadenbild wäre vor der Zerstörung, 1375, verehrt worden? Die sitzende Madonna von Oberdorf entstand in der Zeit des Kirchenbaus, um 1420. Dieser war aber offensichtlich wegen der zunehmenden Wallfahrt notwendig geworden. Noch ungelöste Fragen! Die Erlasse des Konzils von Basel (1431-1437) über die Marienverehrung gaben der Wallfahrt neue Impulse, besonders als 1447 - verbunden mit einem Ablass - hohe Konzils-Teilnehmer die Kirche besuchten.
1457 ist erstmals offiziell eine Prozession des Stiftskapitels und der Pfarrei St. Ursen in Solothurn erwähnt. Von jetzt an fand sie alljährlich statt. Doch verzeichnete der Solothurner Chronist Franz Haffner für das Jahr 1453: "Umb dise Zeit wohnte nur ein Bruder zu Oberdorff / den liesse die Obrigkeit graw bekleyden". Papst Pius II. erteilte 1462 allen, die an Weihnachten, Mariae Verkündigung und an Kirchweih "diese Kirche andächtig besuchen und zu ihrer Erhaltung und Ausschmückung ein Almosen spenden, einen Ablass auf ewige Zeiten".
Nach der Reformation erlahmte das kirchliche Leben und auch die Wallfahrt, obwohl Solothurn beim alten Glauben blieb. Erst nach dem Tridentiner Konzil (1545-1563) setzten wieder Stiftungen ein. Der bekannte Solothurner Stadtschreiber Hans Jakob vom Staal erreichte in Rom von Papst Clemens VIII. ein Privileg, das die Wallfahrt mit einem Schlag wieder aufleben ließ: alle, welche "wegen Alter, Mangel an Zeit, Armut, körperlicher Schwäche, Kränklichkeit oder andern Ursachen an einer Wallfahrt nach Einsiedeln gehindert sind", konnten "in Oberdorf die nämlichen Gnaden und Ablässe erhalten". So wurde Oberdorf zum "solothurnischen Einsiedeln".
Nachdem die neue Kirche zu Anfang des 17. Jahrhunderts vollendet war, hatte "die vorige Wallfahrt sowohl als der Orth täglichen Miraculn halb allzeit stärcker zugenommen" (Haffner-Chronik). Zu dieser Zeit nahm auch der Pfarrherr ständigen Wohnsitz in Oberdorf. Eine vom Papst erlaubte Verlegung des serbelnden Klosters Beinwil nach Oberdorf (zwecks besserer Betreuung der Wallfahrt) kam nicht zustande. Mariastein erhielt den Vorzug. Dafür stiftete Altrat Urs Gibelin mit andern Patriziern 1648 die Kaplanei, nach dem Ratsmanual "zu Hülff des Pfarrherren... betrachtend den grossen Zulauff des inheimbschen und frembden Volkes zu disem gnadenreichen Orth". Zwei Jahre zuvor war - zu Ehren des Mutttergottes-Altars - die Rosenkranz-Bruderschaft errichtet worden. Ende 18. Jahrhundert kamen noch zwei neue Bruderschaften hinzu.
Doch im turbulenten 19. Jahrhundert ging die Wallfahrt, wie nach der Reformation, stetig zurück, und im Kulturkampf 1874 wurden die Bittgänge abgeschafft. Das kirchliche Leben schwand mehr und mehr. Erst in neuerer Zeit hat, wie anderswo, die Oberdorfer Wallfahrt wieder eingesetzt. Und zu den Gläubigen, die hier Trost und Hilfe suchen, gesellen sich, seit der gediegenen Restaurierung der Kirche, immer mehr Kunstfreunde.
Aus: Gottlieb Loertscher: "Pfarr- und Wallfahrtskirche Oberdorf SO" - Schweizerische Kunstführer - Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.
1457 ist erstmals offiziell eine Prozession des Stiftskapitels und der Pfarrei St. Ursen in Solothurn erwähnt. Von jetzt an fand sie alljährlich statt. Doch verzeichnete der Solothurner Chronist Franz Haffner für das Jahr 1453: "Umb dise Zeit wohnte nur ein Bruder zu Oberdorff / den liesse die Obrigkeit graw bekleyden". Papst Pius II. erteilte 1462 allen, die an Weihnachten, Mariae Verkündigung und an Kirchweih "diese Kirche andächtig besuchen und zu ihrer Erhaltung und Ausschmückung ein Almosen spenden, einen Ablass auf ewige Zeiten".
Nach der Reformation erlahmte das kirchliche Leben und auch die Wallfahrt, obwohl Solothurn beim alten Glauben blieb. Erst nach dem Tridentiner Konzil (1545-1563) setzten wieder Stiftungen ein. Der bekannte Solothurner Stadtschreiber Hans Jakob vom Staal erreichte in Rom von Papst Clemens VIII. ein Privileg, das die Wallfahrt mit einem Schlag wieder aufleben ließ: alle, welche "wegen Alter, Mangel an Zeit, Armut, körperlicher Schwäche, Kränklichkeit oder andern Ursachen an einer Wallfahrt nach Einsiedeln gehindert sind", konnten "in Oberdorf die nämlichen Gnaden und Ablässe erhalten". So wurde Oberdorf zum "solothurnischen Einsiedeln".
Nachdem die neue Kirche zu Anfang des 17. Jahrhunderts vollendet war, hatte "die vorige Wallfahrt sowohl als der Orth täglichen Miraculn halb allzeit stärcker zugenommen" (Haffner-Chronik). Zu dieser Zeit nahm auch der Pfarrherr ständigen Wohnsitz in Oberdorf. Eine vom Papst erlaubte Verlegung des serbelnden Klosters Beinwil nach Oberdorf (zwecks besserer Betreuung der Wallfahrt) kam nicht zustande. Mariastein erhielt den Vorzug. Dafür stiftete Altrat Urs Gibelin mit andern Patriziern 1648 die Kaplanei, nach dem Ratsmanual "zu Hülff des Pfarrherren... betrachtend den grossen Zulauff des inheimbschen und frembden Volkes zu disem gnadenreichen Orth". Zwei Jahre zuvor war - zu Ehren des Mutttergottes-Altars - die Rosenkranz-Bruderschaft errichtet worden. Ende 18. Jahrhundert kamen noch zwei neue Bruderschaften hinzu.
Doch im turbulenten 19. Jahrhundert ging die Wallfahrt, wie nach der Reformation, stetig zurück, und im Kulturkampf 1874 wurden die Bittgänge abgeschafft. Das kirchliche Leben schwand mehr und mehr. Erst in neuerer Zeit hat, wie anderswo, die Oberdorfer Wallfahrt wieder eingesetzt. Und zu den Gläubigen, die hier Trost und Hilfe suchen, gesellen sich, seit der gediegenen Restaurierung der Kirche, immer mehr Kunstfreunde.
Aus: Gottlieb Loertscher: "Pfarr- und Wallfahrtskirche Oberdorf SO" - Schweizerische Kunstführer - Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.
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