(Kurze Geschichte)
Das Gotteshaus zu Dreibrunnen (im Volksmunde "Tübrunnen" genannt) ist eine altehrwürdige Gebetsstätte. Die Grafen von Toggenburg als Eigentümer dieser Gegend hielten auf ihren Meierhöfen zahlreiche Dienstleute. Für diese bauten sie im Jahre 1272 ein Gotteshaus und weihten es unter dem Titel "Mariä Heimsuchung" der lieben Gottesmutter. Die Kirche besaß selbständige Rechte und war Pfarrkirche für die ihr zugeteilten Höfe. Im Jahre 1330 wurde die Kirche samt allem Besitz und Einkommen mit päpstlicher Erlaubnis dem Prämonstratenser-Kloster Rüti (Zürich) übergeben. Die Mönche dieses Klosters übten in Dreibrunnen die Pfarrseelsorge aus.
Wallfahrtsort wurde Dreibrunnen nach der unseligen Reformation. In der Klosterkirche zu Rüti befand sich ein hochverehrtes Gnadenbild der Mutter Gottes. Als von Zürich aus die Bilderstürmer aufs Land hinaus kamen, beraubten sie das Kloster Rüti und hoben es auf. Die Mönche konnten das Gnadenbild noch rechtzeitig retten. Sie übertrugen es heimlich in die entfernter gelegene und besser geschützte Kirche zu Dreibrunnen. Im Jahre 1526 ging Dreibrunnen "mit allem Zubehör" käuflich in den Besitz der Bürgergemeinde Wil über. So blieb die Kirche von Dreibrunnen im rechtlichen und glücklichen Besitz des ehrwürdigen Gnadenbildes von Rüti.
Von dieser Zeit an begann die Wallfahrt zur Gnadenmutter von Dreibrunnen. Das treu gebliebene katholische Volk hütete das Gnadenbild wie einen kostbaren Schatz. In seinen Sorgen, Leiden und Nöten nahm es seine Zuflucht zu Maria. Die Gnadenmutter hat geholfen und hilft immer noch. Wer kann die Tausende und Abertausende zählen, die in den vergangenen Zeiten in leiblichen und seelischen Anliegen Trost und Hilfe an der Gnadenstätte in Dreibrunnen gefunden haben! Kein Tag vergeht, an dem nicht fromme Pilger vor dem Gnadenbilde ihr leiderfülltes Herz ausschütten. Welch erhebendes Schauspiel, wenn an Marien-Festtagen Scharen von Pilgern zur lieben Gnadenmutter kommen! Maria Dreibrunnen ist eine Stätte der Gnade und des Segens geworden. Dass sie es für viele werde, ist unser Wunsch und Gebet!
Gebet vor dem Gnadenbilde
Heiligste Jungfrau und Gottesmutter Maria! Siehe, ich armer Sünder komme zu deinem Gnadenbilde und klage dir das Leid und die Not meines bedrängten Herzens. Meine Seele ist so schwach und mutlos ob der Fehler und Sünden meines Lebens. Wie einsam und verlassen fühle ich mich in den vielen schweren Versuchungen, Leiden und Widerwärtigkeiten! Wo soll ich Trost und Hilfe finden in dieser großen Not? Mit kindlichem Vertrauen eile ich zu dir, du Mutter der Barmherzigkeit.
Wer zählt die wunden Herzen, die hier vor deinem geweihten Gnadenbilde Erhörung in tiefem Leide gefunden! Ach, hilf auch mir, du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau! Du hast einst in gefahrvollen Zeiten dem gläubigen Volke geholfen, das an dieser heiligen Stäte um deine Hilfe flehte. Siehe, heute bedrohen uns wieder die Feinde Gottes von allen Seiten. Bewahre uns durch deinen mächtigen Arm vor Unglauben, Gottlosigkeit und Sittenverderbnis! Ja, Maria, es ist Zeit! Hilf uns streiten, hilf uns kämpfen, hilf uns siegen! Amen.
Gnadenmutter von Dreibrunnen, Zuflucht der Sünder, der Bedrängten und Notleidenden, bitte für uns!
Imprim. Treviris, die 23. Octobris 1935. Tilmann, Vic. i. Spir. Generalis