Sonntag, Mai 13, 2007

Die heilige Verena, Patronin der Pfarrhausleiterinnen


Einsiedelei St. Verena bei Solothurn

Verena ist die ewig Heutige. Zwar ist sie schon vor mehr denn 1600 Jahren gestorben, aber das biedere Alemannenvolk steht immer noch zu ihr, zu Verena der Alemannenheiligen. Einstmals erstreckte sich ihre Verehrung viel weiter, bis nach Mainz und Worms und Wien erzählte man sich von ihrer mächtigen Fürsprache, in Württemberg und Baden hat man sie zur Schutzfrau zahlreicher Pfarrkirchen und Kapellen erwählt. Früh schon führte auch gläubige Volksfrömmigkeit Pilger zum Verenengrab nach Zurzach im schweizerischen Aargau, wo benediktinisches Doppelkloster und Stiftskirche erbaut wurden. Im 10., 11. und 12. Jahrhundert beteten dort mit besonderer Vorliebe die Schwaben-Herzoge, während in den folgenden 200 Jahren Verena als bevorzugte Schutzheilige des Hauses Habsburg gegolten hat. Und nach Engelswies ziehen Wallfahrer auch schon seit 12 Jahrhunderten, nehmen im dortigen Verenaheiligtum vor der kostbaren Verena-Reliquie die fürbittende Hilfe der Heiligen in Anspruch. So wie einst geht auch heute kaum ein Wallfahrer von Engelswies oder Zurzach nach Hause, ohne vorher am nie versiegenden Verenenbrünnlein sich gelabt zu haben.
Da Verenens Erdenspuren wir nachgehen wollen, merken wir, daß das gar nicht so einfach ist. Ihr Leben schlummert für uns hinter einem Rosengerank von Legenden. Schon ziemlich waren die Ranken gewachsen, als im 9. Jahrhundert ein Schreiber daranging, ihre Gestalt wieder zu erwecken, die Geschichte vom Leben Verenas niederzuschreiben. Trotz des Rankenwerkes von Legenden fällt es nicht allzu schwer, die wesentlichen Züge und Stationen der Heiligen zu erkennen.
So seltsam es klingen mag: Verena, die Alemannenheilige, ist kein Sprößling alemannischen Blutes. Sie ist eine Zugewanderte, zugewandert nach der Schweiz während der frühesten Frühzeit des Christentums in den deutschen Landen. Ihre Heimat ist Ägypten. Zu Theben in Oberägypten war sie im angehenden 3. Jahrhundert zur Welt gekommen. Früh scheint sie ihre Eltern verloren zu haben, denn da wir erstmals von ihr hören, befindet sie sich in der Obhut eines Vewandten namens Mauritius, jenes Mauritius, der als Oberst der Thebäischen Legion rühmlichst bekannt geworden ist.
Im Gefolge dieser Legion kam Verena mit nach Europa herüber. Wieso und warum? Wer vermag darauf heute noch die richtige Antwort zu geben? Mauritius rief jedenfalls seine Soldatenpflicht und auch Viktor, von dem die Legende weiß, daß er mit Verena versprochen war. Die beiden sind es wahrscheinlich gewesen, die Verena nicht allein in der Heimat zurücklassen wollten, die glaubten, die junge Christin sei im Gefolge des Heeres am sichersten vor den "allerorts wieder anhebenden Christenverfolgungen". Bis nach Mailand war Verena im Troß des Heeres gekommen. Die Soldaten führte der Befehl weiter in die Schweiz. Der jungen Frau wollte man die Strapazen des "Alpenfeldzuges" erspraren, vertraute sie in Mailand dem Maximus an, einem Christen, der ob seines Eifers für den Glauben wohl bekannt war. Aber nach diesem griff bald die diokletianische Christenverfolgung und Verena war allein in der ihr fremden Stadt. Über den Großen St. Bernhard nahm sie ihren Weg, ging den Spuren der Legion nach. Beim heutigen St. Maurice fand sie bestätigt, was als Kunde schon zu ihr gedrungen war: über die "Thebäische Legion" war Standgericht geahlten worden, mehrmals war sie dezimiert worden, weil deren Soldaten sich geweigert hatten, Christen aufzuspüren und dem Gericht zu überliefern,weil sie sich selbst offen und frei als Christen bekannt hatten. Mauritius, ihren Verwandten, und Viktor, ihren Bräutigam, fand Verena nicht mehr. Mauritius war hier für Christus gefallen und Viktor starb bei Xanten am Niederrhein den Heldentod für Christus.
Verena half vorerst die Martyrersolaten bestatten, dann vertraute sie Gott ihr ferneres Geschick an, wanderte weiter in Richtung Bern, kam an die Aare bei Solothurn. Hier richtete sie sich eine Felsenhöhle zur Behausung ein, lebte als Einsiederlin, suchte und fand im Gebet und in der selbstgewählten Eisamkeit Trost und innere Zufriedenheit. Allzu lang sollte sie aber nicht ungestört bleiben. Erst kamen Neugierige dann waren es die mit des Erdenaseins Last Beladenen, die den Weg zu Verena fanden. Und sie half, so gut sie konnte; da mit einem guten Wort, dort wußte sie ein linderndes Mittel für eine schleichende Krankheit. Und weil ihr Geet das übrige dazutat, ging manch einer gesund und genesen aus Verenes Einsiedelei wieder heim. Daß sie bei ihrem Apostolat tätig helfender Nächstenliebe bei jeder passenden Gelegenheit auch von ihrem Gott, von Christus erzählte, auf diese Weise als Missionarin für Gottes Reich wirkte, ist selbstverständlich. Zuweilen blieben junge Mädchen auch längere Zeit bei ihr. Diese unterrichtete sie in der Kunst feiner Handarbeiten, wie ja sie selbst mit Handarbeiten sich schlecht und recht ihren Lebensunerhalt verdient hat.
Die Kunde von der seltsamen Klausnerin war auch zum Statthalter Hiertakus gedrungen. Er ließ Verena sich vorführen. Da sie beim Verhör aus ihrem christlichen Glauben kein Hehl machte, kam sie vorerst in den Kerker, um später hingerichtet zu werden. Aber es kam anders. Hiertakus wurde ernstlich krank und die Kunst seiner Ärzte wußte nicht mehr zu helfen. Da erinnerte er sich der eingekerkerten Christin, bat sie um die Hilfe ihres Gottes. Tatsächlich erflehte das Frübittgebet Verenas dem Heiden die Gesundheit. Er, der Statthalter, schenkte nun Verena die Freiheit. An eine Auflage war allerdings diese "Begnadigung" gebunden, sie durfte in ihre Felsenklause nicht mehr zurückkehren, mußte auswandern.
Verena folgte dem Lauf der Aare, kam wahrscheinlich 321 nach dem schweizersichen Koblenz. Zwei Jahre später wanderte sie bereits wieder weiter, und zwar nach dem nicht allzuweit entfernten Zurzach. Was von Koblenz sie vertrieben hat, waren nicht "die giftigen Schlangen und das viele Ungeziefer, das Menschen und Tieren schadete". Von dieser Plage hatte ja Gott auf ihr Gebet hin die Gegend befreit. Aber sie hatte erfahren, daß in Zurzach eine kleine Christengemeinde mit einem Priester lebte und es ist nur zuverständlich, daß die Christin es zur Gemeinschaft mit Christen gezogen hat.
Der Geistliche in Zurzach nahm die heimat- und obdachlose Verena zu sich ins Haus, sie sollte ihm den Haushalt besorgen, damit er "frei von zeitlichen Sorgen Gott desto andächtiger dienen könne". Gut muß sie ihre Arbeit verstanden und dadurch des Geistlichen volles Vertrauen erworben haben, denn so heißt es: "Bald hat ihr der Priester die Schlüssel des Kellers und alles,was er besaß, zur Verwaltung anvertraut". Was sie aber in der Hauswirtschaft erübrigt hatte, das gab sie an die Armen des Ortes weiter. Und zu ihrer Arbeit im Pfarrrhaus fand sie immer noch Zeit, um die "Siechen und Bresthaften" im römischen Siechenhaus zu Zurzach zu pflegen.
10 Jahre lang hat Verena auf diese Weise im Pfarrhaus zu Zurzach gewirkt. Eines Tages aber vertraute sie dem Geistlichen ihren Herzenswunsch an. Sie wollte wieder in die Einsamkeit gehen, wollte in der Stille nur Gott allein dienen. Der Geistliche hatte Verständnis, er ließ Verena eine kleine Zelle errichten. "Der Priester und viel Volk begleiteten sie dahin und die Jungfrau lebte hier noch 11 Jahre in großer Gottseligkeit." Mit Nachtwachen, Gebet, Fasten und Werken der Barmherzigkeit diente sie Gott in ihrer Abgeschiedenheit bis zu ihrem Hinscheiden 344.
Legenden umranken das Leben von Verena, wissen viel an Einzelheiten von ihr zu erzählen. Sie alle beleuchten ihr nur auf Gott bezogenes Leben, preisen sie als Mutter der Armen und Trösterin der Unglücklichen. Eine Legende verklärt auch ihren Tod. Aber es hat einen tiefen Sinn, wenn sie erzählt, die Muttergottes und die Engel haben Verena heimgeholt in den Himmel mit den Worten: "Christus, dem du dein Leben hindurch eifrig gedient hast, will dich belohnen. Mach dich daher auf und komme mit uns!"

L. Hecht

Kirchengebet:
O Gott! Der Du uns in der heiligen Jungfrau Verena ein Vorbild der Gottes- und Nächstenliebe gegeben hat, gib, daß wir ihrem schönen Beispiele nachfolgen und dadurch selig werden. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Liturg. Farbe: weiß.
Namenserklärung:
Verena, eine lateinische Namensform, bedeutet: "die Scheue, die Zurückhaltende". Mitunter wird aber Verena auch als Verkleinerungsform von Veronika angesehen und bedeutet dann: "die kleine Siegbringerin". Kurz- und Koseformen: "V(e)reni, Vrenele, Vrein, Vreneli, Vera, Rene, Reni.
Patronate und Bräuche:
Verena ist Schutzheilige der Schweiz und von Zurzach; wegen ihrer "dienenden Liebe" Standespatronin der Pfarrhausleiterinnen. Wird auch von den Müllern als Patronin verehrt, weil nach der Legende während einer Hungersnot auf ihr Gebet 40 Säcke Mehl über Nacht vor ihrer Zelle angefahren wurden. - Verenenbrünnlein! - Im Verenastift zu Zurzach fanden früher alte, verdiente Priester einen ruhigen Lebensabend.
Reliquien:
Das Grab der Heiligen befindet sich zu Zurzach in der Schweiz. Reliquien auch im Wiener Stephansdom.
Darstellung:
Verena wird dagestellt entweder in langem, ungegürtetem, weitärmeligem Kleid und Kopftuch oder als Matrone in langem, engärmeligem, gegürtetem Kleid und Kopftuch; vereinzelt auch als Jungfrau in Kleid und Mantel gelegentlich sogar als Nonne, gleichsam als Gründerin des späteren Klosters Zurzach. Beigegeben sind ihr: Krug und Brot, Kamm, Fisch und vereinzelt auch zwei Schlüssel.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis - München, G.V. 1952/10537 - Buchwieser, Generalvikar. - Unsere Namenspatrone in Wort und Bild - Herausgeber: Neuland-Verlag Joseph Bösl, München-Pasing

Keine Kommentare: