Etwa um das Jahr 1082 war's, da der Freie Konrad von Seldenbüren das Kloster Engelberg gründete. Bald nachher erhob sich daselbst auch ein Frauenkloster des gleichen Ordens, zu dem sehr wahrscheinlich der gleiche edle Mann den Grund gelegt hatte. Denn die Chronik des Stiftes Engelberg meldet, daß schon zur Zeit des Abtes Frowin (1143 bis 1178) daselbst Benediktinerinnen lebten.
Am 16. Juni 1449 brannte dieses Frauenkloster vollständig ab. Rasch, aber nur notdürftig wurde es wieder aufgebaut. Sehr bald begann der Zerfall des schlecht aufgeführten Gebäudes. Krankheiten setzten ein. Heimsuchungen folgten sich Schlag auf Schlag. Die Not des Konventes war groß.
Da erbot sich die Regierung von Obwalden, den ehrwürdigen Frauen in Sarnen ein neues Kloster zu bauen. Gerne gingen diese darauf ein. Sie übersiedelten also mit Genehmigung des Abtes Jakob Benedikt Sigerist von Kerns und unter Gutheißung des päpstlichen Nuntius am 18. Februar 1615 nach Sarnen.
Gar manche kostbae Reliquie und andere verehrungswürdige Gegenstände waren schon in Engelberg Eigentum der Klosterfrauen. Ein Bildnis des Jesuskindes, aus Holz geschnitzt, befand sich darunter. Niemand weiß, woher es stammte, niemand, wie es ins Kloster kam. Aber gar sinnig ist, was die formme Überlieferung davon erzählt.
Dieses Bild war in der Zelle einer Klosterfrau aufgestellt, einer gar gottinnigen Schwester. Es war ein aufrechtstehendes Kindlein. Seine rechte Hand trug die Weltkugel; die linke hielt es wie zum Segen ausgestreckt. Wie oft, wie innig mag die fromme Nonne vor diesem Bilde gebetet haben! Wie flehte sie um das Glück und das Heil ihrer Mitmenschen! Wie bemühte sie sich aber auch, in Demut und Reinheit dem göttlichen Kinde immer ähnlicher zu werden und so ihr Gebet wirksamer zu machen! Doch sie wurde krank.
Weihnachten nahte. Der heilige Abend senkte sich hernieder. Schon rückte die selige Stunde der Mitternacht heran. Das Glöcklein rief zum heiligen Offizium, zur Christmette. Die Krankenwärterin verließ die Leidende, um dem Rufe zu folgen. Doch diese bat gar innig: "Gebt mir doch wenigstens das Bild des Jesuskindes aufs Krankenlager!" Dann war sie allein mit ihrem Jesulein. Betend und betrachtend versenkte sich ihre liebende Seele in das erhabene Geheimnis der Menschwerdung Jesu Christi...
Doch, was war das nur? Plötzlich veränderte sich die Gestalt des vor ihr stehenden Bildes. Seltsam! ... Wunderbar! ... Das Kindlein hob den rechten Fuß ein wenig in die Höhe... die linke Hand drückte es ans Herz... der rechte Arm aber mit der Weltkugel senkte sich auf das emporgehobene Knie...
Die Klosterfrau hatte den ganzen Vorgang mit klaren Augen gesehen, - überrascht, - erstaunt, - tief gerührt.
So fand die Wärterin sie bei ihrer Rückkehr von der Mitternachtsmesse. Sie hörte das demütige, fast zitternde Flehen der Hochbeglückten. "Nehmt diesen kostbaren Schatz von mir! - Tragt ihn in die Kirche! - Ich bin nicht würdig, ihn länger bei mir zu behalten!" Die Meisterin, wie die Vorsteherin damals genannt wurde, kam herbei. Die Mitschwestern drängten sich herzu. Alle sahen die Veränderung an dem Bilde, hörten den merkwürdigen Bericht. Allen war die vorherige Form und Gestalt des Jesuskindes aufs beste bekannt. Von den vorliegenden Tatsachen gezwungen, mußten sie fast naturnotwendig an eine übernatürliche und höhere Einwirkung - an ein Wunder - glauben. Sie waren davon um so fester überzeugt, da sie alle die Zuverlässigkeit, Wahrhaftigkeit und Tugend jener Schwester kannten.
Dieses sonderbare Bild wurde nun in die Klosterkirche gebracht und zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Es ist begreiflich, daß sämtliche Klosterfrauen ihm hohe Ehrfurcht entgegenbrachten, daß sie sich ferner zur Aufgabe und Pflicht machten, das Geheimnis der Kindheit Jesu viel inniger zu verehren als früher.
Doch die Nachricht von diesen Tatsachen drang auch in die weitere Umgebung. Gläubige kamen herbei, um dem Jesuskinde ihre Verehrung zu beweisen und ihre Anliegen vorzutragen.
Bald vierhundert Jahre sind inzwischen verflossen. Tausende von Katholiken und auch Andersgläubige betraten während dieser Zeit das Kirchlein, um da mit Vertrauen zu beten. Sie erinnerten sich der Heilandsworte: "Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!" In den mannigfaltigsten Anliegen des Leibes und der Seele fanden sie Trost und Hilfe.
--> Novene zum Wundertätigen Sarner Jesuskind
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