Die Verehrung des heiligen Kreuzes reicht in Kirchberg zurück bis ins 12. Jahrhundert. Sein Standort war damals auf dem nahegelegenen Rätenberg in einer Holzkapelle. Dort soll es die heilige Idda oft besucht und verehrt haben. Anfangs des 13. Jahrhunderts wurde da, wo es heute verehrt wird, ein eigenes Kirchlein erbaut, womit eine rege Wallfahrt einsetzte. 1404 wurde dieses Kirchlein, das längst zu klein geworden war, abgerissen und ein geräumiges Gotteshaus erbaut, was zu einer Neubelebung der Wallfahrt führte. Diese Kirche erlebte dann die Reformation. 14 Jahre wurde kein katholischer Gottesdienst mehr abgehalten. Nach der Wiederaufnahme des katholischen Gottesdienstes im Jahre 1541 setzten auch die "Kirchfahrten" wieder ein.
Ein Ausspruch des Pfarrers Michael Bilger (1650-81): "Dieses Kreuz ist vor vielen Jahren schon gnadenreich gewesen" läßt auf außderordentliche Gebetserhörungen schließen. Das Jahr 1645 brachte die Einführung der Rosenkranz-Bruderschaft. Gleichzeitig wurde ein neuer, prunkthafter Hochaltar errichtet, der bis zur Decke hinauf reichte. Daher wurde das heilige Kreuz an die Wand über der Kanzelstiege versetzt, was jedoch den Pfarrgenosssen wie den Pilgern mißfiel. 40 Jahre blieb es dort, das heißt solange, bis das heilige Kreuz ebenfalls sein Mißfallen kundtat. Es war am 3. Adventssonntag des Jahres 1685. Pfarrer Johann Georg Schenkle, ein großer Kreuzverehrer, hielt in seinem Zyklus zur Verherrlichung des heiligen Kreuzes die vierte Predigt. Gegen Schluß sprach er die Worte aus: "O liebreichster Jesus, wir wollen alle mit Leib und Seele Dein eigen sein. Der unwiderrufliche Kauf sei mit dem Handstreich gemacht."
Nun lassen wir die Untersuchungsakten reden: "Hier, beim Handschlag des Pfarrers, ist das Wunder geschehen. Unter den Gläubigen entstand plöztlich Unruhe. Voll Ergriffenheit und heiligem Schauer sahen viele nach dem Gnadenbilde hin. Eine unsichtbare Hand hat das heilige Kreuz an der Mauer, das Bildnis nämlich samt Stamm und Velum von seinem Ort abgenommen, in die Höhe von der Mauer weggehoben und nach unterschiedlichen Hin- und Herbewegungen wiederum gegen die Mauer zurück an den alten Ort gelegt. Derjenige Teil des Velums, welcher gegen die Kanzel hing, hat sich mehr als eine Viertelstunde stark bewegt, als würde er von einem Wind angetrieben, obwohl nicht der geringste Wind da war." Eine ungeheure Aufregung hatte sich des Volkes bemächtigt. Eine kirchliche Untersuchung wurde von Fürstabt Gallus angeordnet. Mehr als 200 Zeugen hatten sich einstellt, wovon nur die angesehensten vereidigt und alsdann verhört wurden. Das Ergebnis der ersten amtlichen Untersuchung wurde in die Worte zusammengefaßt: "Das heilige Kreuz hat sich bewegt und die Bewegung wurde nicht durch einen Kunstgriff hervorgebracht." Die erste Folge des Kreuzwunders war ein mächtiger Aufschwung der Wallfahrt; die zweite Folge auffallende Krankenheilungen, die mehr oder weniger bis zum heutigen Tage angedauert haben. Von den Bekehrungen wird einmal das Buch des Lebens Kunde geben; schon Pfarrer Schenkle berichtete von 30.000 Kommunionen, die er innert dreiviertel Jahren gespendet habe. Von 1687 an wurden die Fastenfreitage und die beiden Feste Keuzauffindung und Kreuzerhöhung feierlich begangen. 1704 wurde ein neuer Hochaltar errichtet und in demselben das wundertätige Kreuz, wie auf einem Thron, aufgestellt. 1748 wurde eie neue Kirche erbaut. 1784 brannte sie nieder; Pfarrer Rüttimann rettete das Allerheiligste und das Gnadenkreuz. Bald darnach wurde das heutige, prächtige Gotteshaus erstellt; sein kostbares Heiligtum, der Hochaltar, erhielt seine Weihe am 13. Juni 1804.
(Für die ausführliche Darlegung der Geschichte wird auf das Buch aus dem Jubiläumsjahr 1985: "Das Heiligkreuzwunder von Kircheberg" von Dr. Toni Schönenberger, verwiesen. - Zu beziehen durch den Immaculata-Verlag, Postfach 153, CH-9050 Appenzell)
Siehe auch: Litanei vom heiligen Kreuz!
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