Vor 60 Jahren, am 15. Mai 1947 wurde der selige Bruder Klaus von Flüe durch den hl. Vater Papst Pius XII. heiliggesprochen. Unter den 6000 Schweizerpilgern, die zu dieser Feier nach Rom reisten, befanden sich Fräulein Ida Jeker aus Büsserach (Kt. Solothurn) und Fräulein Berta Schürmann aus Egerkingen (Kt. Solothurn), die durch den hl. Eremiten von unheilbarer Krankheit plötzlich geheilt worden waren. Der bekannte priesterliche Schriftsteller J. K. Scheuber forderte während der Bahnfahrt die beiden Geheilten auf, den Mitreisenden ihr gnadenreiches Erlebnis zu erzählen. Er veröffentlichte ihren Bericht in seinem prächtigen Buche «Ein Urschweizer erzählt» (Räber-Verlag, Luzern und Stuttgart), das wir herzlich zur Lektüre empfehlen.
Fräulein Ida Jeker, die Bauerntochter von Büsserach, hob bescheiden und ohne sich lange zu zieren zu berichten an:
«Schon von Kindsbeinen an war ich ein armes Ding. Kaum daß ich gehen konnte, renkte ich den linken Arm aus. Er wurde damals nicht recht eingezogen, blieb lange Zeit lahm und wuchs nur sehr langsam und schmächtig heran. Zur Arbeit konnte ich ihn überhaupt nie richtig gebrauchen. Mit 12 Jahren bekam ich epileptische Anfälle, die mich fast jede Woche überfielen. Die Ärzte sagten, das sei unheilbar. Im Frühjahr 1937 stellten sich am gelähmten Arm unerträgliche Schmerzen ein. ‚Neuritis', sagte der Arzt. Er verordnete mir eine Salbe, die aber Haut und Fleisch schrecklich angriff. Der ganze Oberarm wurde eine einzige eiternde Wunde. Am 26. funi 1937 machte die Jungfrauen-Kongregation von Büsserach eine Car-Wallfahrt nach Sachseln. Ich wollte unbedingt mitgehen. Der Arzt ließ mich nur ungern ziehen. Im Auto wurde eine Arm-Schlinge angebracht, damit mir die Erschütterungen nicht zu viel Schmerzen bereiteten. In der Reihe der andern Wallfahrerinnen kniete ich in der Kirche von Sachseln beim Bruder-Klausen-Eremitenrock nieder, der dort in einem Glasschrein aufbewahrt wird. Der Herr Kaplan legte mir die Kutte des Einsiedlers auf den dickverbundenen Arm und gab mir mit einer Bruder-Klausen-Reliquie den Segen. Im selben Augenblick durchzuckte ein unsichtbarer Blitzstrahl meinen ganzen Körper. Ich spürte eine plötzliche Veränderung in mir, wagte aber niemandem etwas davon zu sagen. Unauffällig verließ ich die Kirche, trank noch einen Kaffee und setzte mich im Auto wieder an meinen Platz. Ich konnte den Arm bewegen und fühlte auch gar keinen Schmerz mehr. Als wir in Sarnen beim «Heiligtum des Jesukindes» vorbeifuhren, konnte ich mich nicht mehr halten. Ich sprang auf, schwenkte den Arm in die Höhe und rief:
«Ich bin geheilt! Seht doch, ich bin geheilt!»
Sogleich stimmte der Chauffeur das Lied «Grosser Gott, wir loben Dich!» an. Und alle Mädchen sangen kräftig mit. Ich hatte nur noch den einen Gedanken: Heim, heim, um die Freudenbotschaft den Eltern zu berichten. Als ich das elterliche Vaterhaus betrat, weinte ich vor Freude und Übermut. Ich ergriff mit der linken geheilten Hand einen schweren Stuhl, schwang ihn hoch und trug ihn so im Hause herum. Vater und Mutter standen erstarrt in der Stube und brachten kein Wort über die Lippen. Während ich so herumsprang, rutschte der dicke Arm-Verband nach vorn bis zum Handgelenk. Ich riß ihn weg und siehe da: Die eiternde Wunde war weg, nicht einmal eine Narbe war auf dem geheilten Arm zu erkennen, der jetzt gesund und gerade wie der rechte Arm aussah. Ich meldete das Wunder dem Arzt und dem Herrn Pfarrer. Nach drei Tagen ging ich in unsern Holzschopf und spaltete mit der Axt schwere Scheiter. Seit der Wallfahrt zum Bruder Klaus bin ich gesund und auch die epileptischen Anfälle blieben für alle Zeit weg.»
Der Heilungsbericht von Fräulein Berta Schürmann von Egerkingen, der glückstrahlenden ehemaligen Lehrerin, war wie eine fromme Legende anzuhören. Sie erzählte von der schweren Angina, die sie anno 1932 befallen hatte. In der Folge stellten sich fast vollständige Lähmungen ein. Eine nasse Brustfell- und Blasenentzündung führte zu Nierenbeckenvereiterung. Mehr als 2 Jahre lang lag die Patientin gelähmt daheim, ohne jede Hoffnung. Sie wurde in die Bäder von Rheinfelden gebracht. Die Kur hatte absolut keine Wirkung. Von allen Ärzten vollständig aufgegeben, wurde Berta Schürmann ins Elternhaus zurücktransportiert. Man wußte, daß die unheilbaren Hirn- und Rückenmarkleiden zum baldigen Tode führen würden. Mit 39 Grad Fieber lag Berta regungslos auf ihrem Wasserkissen. Wochen vergingen und Monate. Am 4. Mai 1939 erklärte der Arzt den weinenden Eltern, daß der Tod nun ihre Tochter bald erlösen werde. Sie aber betete zu Bruder Klaus, daß er ihr in der letzten schweren Stunde beistehen möge. — Während sie das alles schlicht und willig im Pilgerzug erzählte, begannen ihre Augen immer heller zu leuchten, als sie fortfuhr:
«Dann kam der 18. Mai 1939. Es war das Christi-Himmelfahrts-Fest. Ich betete zu Gott, daß er mich heute heimholen möge, denn dieser Festtag des Erlösers war mir immer sehr lieb gewesen. Die Schmerzen nahmen von Stunde zu Stunde zu und wurden schier unerträglich. Abwechselnd hielten meine Mutter und meine Schwester an meinem Sterbelager Wache. Als es Mittag wurde und Vesperzeit, sagte ich zu meinen Angehörigen: «Geht nur ruhig in die Vesper! Wenn es Gottes Wille ist, kann ich unterdessen auch allein sterben!»
Da reichten mir alle die Hand und gingen zur Kirche. Ich aber betete, so gut ich es noch vermochte:
«Seliger Bruder Klaus, lege doch ein gutes Wort für mich ein!»
Die Uhr ging gegen halb zwei. Von der nahen Kirche hörte ich Glokkengeläute. Jetzt sangen sie dort das Magnificat. Auch ich suchte das Loblied der allerseligsten Jungfrau Maria nachzubeten: «Hochpreiset meine Seele den Herrn, denn Großes hat an mir getan, der da mächtig ist!»
Im selben Augenblicke, ganz plötzlich von einer Sekunde zur andern, wichen alle Schmerzen von mir. Ich spürte Leben in den gelähmten Gliedern. Ich rief nur noch ganz laut:
«Bruder Klaus!»
Dann setzte ich mich auf, erhob mich, verließ das Bett, stand ans offene Fenster und breitete meine Arme weit aus. Ich dachte nicht daran, Kleider anzuziehen, denn bis auf mein Totenhemd hatte ich vorher längst alles verschenkt. Ich stand noch immer so am Fenster, als meine Familienangehörigen von der Kirche heimkehrten. Meine jüngere Schwester sah mich zuerst und rief mir erschrocken zu:
«Berta, geh doch ins Bett, du bist ja tot!»
Meine Mutter hörte ich vor der Haustüre klagen:
«Jetzt ist sie doch gestorben und wollte uns am Fenster noch Lebewohl sagen!»
Dann stürmten meine Lieben zu mir ins Zimmer herein. Ich eilte ihnen entgegen mit dem Rufe:
«Ich bin geheilt, ich kann laufen!»
Ich umarmte alle. Bestürzung, Staunen, Freude und Dank mischten sich durcheinander. Anderntags kam der Arzt. Er mußte die plötzliche und vollkommene Heilung bestätigen. Er tat es gerne.»
Diese beiden Wunder wurden von der Kirche untersucht und anerkannt. Sie waren maßgebend für die Heiligsprechung des lieben Landesvaters Bruder Klaus. Die beiden Geheilten Ida Jeker und Berta Schürmann leben heute (1967) noch in bester Gesundheit und haben in diesem 550. Jubiläumsjahr der Geburt ihres wunderbaren Beschützers dankbar den Ranft aufgesucht. Das Christi-Himmelfahrts-Fest scheint Bruder Klaus besonders lieb zu sein, denn an diesem Festtage 1939 heilte er Berta Schürmann, am selben Festtage 1947 wurde er in Rom heiliggesprochen und am selben Christi Himmelfahrtstag seiner Heiligsprechung heilte er Fräulein Anna Melchior in Annabichl bei Klagenfurt (Österreich), die seit 12 Jahren an unheilbarer Wirbelsäule-Tuberkulose litt. Mit den Sterbesakramenten versehen, erwartete sie den Tod.
Um halb zehn Uhr vormittags, da in Rom die Heiligsprechung vorgenommen wurde, legte sie ihre zitternde Hand auf ein Bildchen des Seligen und sprach:
«Bruder Klaus, ich freue mich und gratuliere dir zur Heiligsprechung!» Da sahen die Umstehenden, wie sich plötzlich Anna's Gesichtszüge veränderten. Man meinte, sie sterbe. Anna Melchior aber lächelte glücklich, saß plötzlich auf und rief: «Ich bin geheilt! O heiliger Bruder Klaus, 10 Jahre lang habe ich zu dir gebetet und heute hast du mich erhört!»
Keine Spur mehr von Tuberkulose, Ihre gelähmten Füße wurden sofort kräftig und beweglich, die Eiterfisteln und die Verkrümmung der Wirbelsäule verschwanden!
Noch andere Wunder hat der gute Bruder Klaus getan. Wir erfuhren, daß eine todkranke Frau aus Root von ihrem Krebsleiden befreit wurde. Wir bitten alle jene, die Bruder Klausens außerordentliche Hilfe erfahren durften, dies zu seiner Ehre im Jubiläumsjahr uns kund zu tun.
Dr. M. Haesele (Santa Rita, 17. Jahrgang, Nr. 2, Oktober 1967)
Bruder Klaus, der schweizerische Rosenkranzbeter wurde geboren am 21. März 1417, hat geheiratet 1447, wurde Einsiedler am 16. Oktober 1467, starb am 21. März 1487, heiliggesprochen am 15. Mai 1947
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