Samstag, April 29, 2006
Die selige Elsbeth Stagel, Nonne des Dominikanerinnenklosters Töss, Winterthur
Eines der schönsten Bücher aus dem ganzen Mittelalter, in seiner Art den weltberühmten "Blumen des heiligen Franz von Assisi" durchaus ebenbürtig, ist das Werk der seligen Elsbeth Stagel über das mystische Leben ihrer gottseligen Mitschwestern im ehemaligen Dominikanerinnenkloster zu Töß bei Winterthur.
Schwester Elsbeth war die Tochter des angesehenen Zürcher Ratsherrn Rudolf Stagel, und trat anno 1337 ins Kloster Töß ein, wo sie um das Jahr 1360 starb. Über ihre persönlichen Schicksale wissen wir wiederum nur wenig; desto eingehender aber sind wir auch in ihrem Fall über ihr reiches religiöses Innenleben unterrichtet. Denn Schwester Elsbeth war wohl die hervorragendste Schülerin des Fürsten im Reich der deutschen Mystik, des seligen Heinrich Seuse, oder Pater Amandus, dessen Lehre und Leben wiederum durch Schwester Elsbeth in einem überaus wertvollen Buch beschrieben worden ist, abgesehen von seinen eigenen Werken.
Während langen Jahren schrieb sich Schwester Elsbeth heimlicherweise alles auf, was ihr Bruder Amandus zum Heil und Troste ihrer Seele sagte; als er aber dieses heimlichen geistigen Diebstahls gewahr wurde, mußte sie ihm alle diebezüglichen Schriften aushändigen; einen Teil davon verbrannte er, anderes dagegen finden wir in Susos eigenen Schriften wieder. Und wie zum Dank für ihre wertvolle Mithilfe war es ihr geistlicher Führer und Vater Amandus, der uns das schönste Zeugnis über Elsbeth Stagels heiligmäßiges Leben hinterließ, indem er bekannte: Sie hatte einen sehr heiligen Wandel auswendig und ein engelgleiches Gemüt inwendig; im Kloster Töß wohnte sie unter den Schwestern als ein Spiegel aller Tugenden und brachte bei ihrem kranken Leibe ein gutes Buch zuwege, darin sie unter anderen Dingen von ihren verstorbenen heiligen Mitschwestern berichtet!
Trotzdem steht auch für Elsbeth Stagel eine ausdrückliche kirchliche Bestätigung ihrer Bezeichnung als Selige bis zur Stunde noch aus; doch ist mit gutem Grund zu hoffen, daß eines Tages doch der Seligsprechungsprozeß für sie eingeleitet werde, angesichts der Tatsache, daß insbesondere in unsern Frauenklöstern heute noch ihre Schriften und ihr Vorbild lebendig geblieben sind.
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